Übung - Bericht
Weltweite Studie

Krankhafte Angst

25.04.2022 – 16:00 Uhr | Franziska Helm | 10 Kommentare

Angststoerungen - Anxiety
Weltweit gab 76 Millionen mehr Angststörungen, die es ohne die Pandemie nicht gegeben hätte. Quelle: pixabay.com

Jeder siebte Mensch in Deutschland leidet an einer Angststörung. Angst zu haben ist gut. Sie schützt vor Gefahren. Doch was bedeutet es, wenn aus einem Gefühl eine Störung wird?

In Deutschland sind derzeit rund 12 Millionen Menschen von Angststörungen betroffen. Ein Forschungsteam wertete in einer Studie aus, welches Ausmaß die Corona - Pandemie auf psychische Erkrankungen hat. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie am 08. Oktober 2021 in der Fachzeitschrift „The Lancet“. Sie berechneten, wie viele Angststörungen es gegeben hätte und wie viele es tatsächlich waren.

Angst kann viele Formen haben

„Also es gibt eine ganze Reihe von Angsterkrankungen. Da gibt es z. B. die Panikstörung, die spezifischen Phobien, die soziale Phobie, die generalisierte Angststörung, die hypochondrischen Ängste usw. Ganz allgemein gehen wir von einem multifaktoriellen Krankheitsmodell aus.“ sagt Claudia Wiese, psychologische Psychotherapeutin. Menschen mit einer sozialen Phobie ängstigen sich im Mittelpunkt zu stehen oder peinliche Situationen zu erleben. Betroffene mit einer generalisierten Angststörung. Haben vermehrt Angst, dass ihnen oder ihren Angehörigen etwas zustößt. Die Fähigkeit, reale Gefahren von erdachten zu unterscheiden, fehlt. Potenziell ist alles bedrohlich.

Ursachen einer Angststörung

Die Forscherinnen und Forscher sahen einen Zusammenhang zwischen den hohen Covid-Fallzahlen und den ansteigenden Angsterkrankungen. Zurückzuführen sei dies auf die Belastungen durch die Schulschließungen und den Lockdowns. Ebenso verschärften die Maßnahmen die Ungleichheiten im gesundheitlichen und sozialen Bereich.

Warum Menschen erkranken, ist häufig eine Kombination aus mehreren Faktoren. Als Hauptgrund wird die genetische Veranlagung gesehen. Das allein reicht aber nicht aus.

Wenn aus einem Gefühl eine Störung wird

Angst ist ein notwendiges Gefühl des Körpers und sichert das Überleben. Flucht oder Kampf heißt die Devise. Menschen mit Expertise sprechen dann von einer krankhaften Angst, wenn diese über das normale Maß an Reaktion und Empfinden hinausgeht. „Ein allgemeines Zeitkriterium gibt es für psychische Störungen nicht.“ sagt Wiese. Symptome im Rahmen eines schweren Lebensereignisses seien völlig normal. Ausschlaggebend sind Beeinträchtigungen im Alltag, in Beziehungen und der Selbst- oder Fremdgefährdung. Unbehandelte Angststörungen verselbstständigen sich. Betroffene entwickeln mehr Ängste. Sie vermeiden dadurch mehr Situation und geraten in die Isolation. Ihr Fokus auf mögliche Risiken ist verstärkt, was Panikoder Angstattacken begünstigt.

Ein Teufelskreis entsteht. Der Ablauf einer Panikattacke dauert Minuten, Stunden oder Tage. Für jede Runde gibt es einen Auslöser. Dieser wird gedanklich bewertet. Menschen mit einer Angststörung stehen hier schon unter hoher Anspannung. Wird die Situation als Gefahr eingeordnet, reagiert ihr Körper. Das Herz schlägt schneller, die Muskeln spannen sich an und die Atmung beschleunigt. Diese normalen Mechanismen werden wieder als bedrohlich eingeordnet. Entweder die Betroffenen vermeiden weitere Schritte und steigen aus oder sie drehen sich so lange in dem Teufelskreis, bis sich die aufgebaute Anspannung in einer Panikattacke entlädt.

Angststoerungen - Anxiety
Teufelskreis der Angst Quelle: Wikipedia

Behandlung

Vor der Pandemie fehlten 2400 psychotherapeutische Angebote. Während der Pandemie hat sich die Situation für Hilfesuchende verschärft. Die Folge: Neue Patient*innen mussten abgewiesen und bestehende Präsenztermine abgesagt werden. Dabei sei die erfolgreichste Behandlung die Konfrontation: „Angsterkrankungen sind die psychischen Erkrankungen, die am meistern erforscht werden. Die Studienlage zeigt, dass die beste Therapie hier die Expositionstherapie im Rahmen der Verhaltenstherapie ist. Hier gibt es unterschiedliche Herangehensweisen. In der Therapie wird gemeinsam mit den Patient*innen erarbeitet, wie die Exposition gestalten werden soll.“ Körperliche Gesundheit ist die Grundlage, um von einer psychischen Störung ausgehen zu können.


Keywords: